Mittlerweile schon vier Monate in Polen. Soviel Zeit am Stück. Hier in dem Haus der Vorfahren. Es ist schon etwas anderes, das Land auf diese Weise zu begegnen.
Hier und da muss der Boden weichen.
14.Februar2021. Sonntag. Es ist zehn Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Noch eine Runde weiterdösen. Eine Runde später, nun aber wach. Doch im Bett ist es so gemütlich. Das Aufstehen kann warten. Dieses Smartphone: hin und wieder eine nützliche Erfindung. So auch das, was im Internet herumgeistert: hin und wieder echt nützlich.
Viele neue Ideen kommen auf. Inspiration, auf welche Arten Pflanzen in der Wohnung gedeihen können – auch, wenn keiner da ist. Nur mal so. An einem Sonntag.
Heute ist ein befreundetes Nachbarpärchen zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Na, dann geht es jetzt ans Backen. Bevor es doch mit dem Backen losgehen kann, muss noch etwas Ordnung geschaffen werden.
Diese Baustelle. Staub, Sand und Baumaterialien sind überall. Das Projekt “Eine-Wohnung-zur-Vermietung-fertig-machen”, wurde schon sehr schnell von Beginn an zu “Die-ganze-zweite-Etage-umbauen-und-renovieren”. Und das zu zweit vor Ort. Und eine weitere Person, die von Deutschland aus koordiniert und mithilft.
Ein Großprojekt, welches zeitaufwändiger ist, als gedacht. Wären das nur die eigenen vier Wände, wäre das alles viel zügiger. Doch bei einem solchem Großprojekt müssen (leider) weitere Menschen eingeschaltet werden. Zum Beispiel ein Schornsteinfeger, der abnickt, dass die geplanten Heizsysteme an den jeweiligen Schornsteinen angebracht werden können. Letzten Endes hat er wenig bis keinen Überblick, wo sich was befindet und genehmigt unsere Planung. Vielleicht war er auch nur da, um uns mit Glück zu beschenken. Sowas soll ja gelegentlich ein Schornsteinfeger mit sich bringen- nach deutschem Aberglauben jedenfalls. Schön wäre es.
Es ist jedoch niemandem zu verübeln, wenn der Überblick in diesem Haus verloren geht. Diese vielen Zimmer, die alle miteinander verbunden sind – oder auch nicht mehr. Die Form des Hauses. Und diese Dimensionen. Altbau. Mit so hohen Decken, dass eine Person sich in einem einzigen Raum verlieren kann.
Auch muss ein Projektmanager eingeschaltet werden. Sein Gesicht solltet ihr mal sehen, als er versucht hat, seine Unterlagen den Räumlichkeiten zuzuordnen. Das war eine Komödie für sich. Und dann standen noch weitere Personen, um ihm herum, die nur darauf warten, dass er seine Genehmigung gibt, damit sie ihre Arbeiten erledigen können. Ja, diese Genehmigungen. Da hat sich Polen nicht unbedingt das beste von Deutschland abgeschaut: Papierkram. Diese Papiere und offiziellen Wische. Auch eine reinste Komödie, wenn es einem zum Lachen zumute ist: wer sich das ausgedacht hat, scheint fernab von jeglicher Praxis zu sein.
Mittlerweile kommen einige Farben zum Einsatz.
Schaut an, da wollte ich euch einen Tag in mein Leben einladen damit ihr mich begleitet und ich schweife ab und rede nur vom Bauen.
Aber das ist es gerade, was mein Leben ist: eine einzige Baustelle – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch zum Glück eine Baustelle, die auch eine Menge Freude bringt. Freude, über gelungene Umsetzungen und erfolgreiches Bauen. Freude, die eine wundervolle Abwechslung ist zu den Anstrengungen.
Vier Monate schon. Soviel was sich verändert hat. Und würde es das Warten auf die Genehmigungen nicht geben, wären noch weitere Veränderungen sichtbar.
Mag sein, dass die Welt still zu stehen scheint, doch hier in Polen gibt es dann wohl ein Zeitloch. Hier jedenfalls sind große Schritte der Veränderung sichtbar und erlebbar. Also, hier in der 2.Etage in einem Altbauhaus in Oberschlesien.
In diesem Moment scheint es unglaublich, doch auch Polen ist “nur” eine Zwischenstation. Wenn auch eine etwas längere und eine, die mit außerordentlich viel Handwerksarbeiten verknüpft ist. Eine Zwischenstation auf der Reise, auf der wir uns befinden. Wie? Schon vergessen?! Ja, wir sind auf Reisen. Auch wenn es so aussieht, als ob das Reisen nun nicht mehr möglich ist: es geht weiter.
So langsam ist es wohnlich.
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Deutsche Fassung Die ReiseLeave a Comment on Ein Sonntag in Polen

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