Juli 2021. Deutschland. Frankfurter Flughafen. Der Mann am Check-Inn schaut mich verdutzt an und dreht den Bildschirm zu mir. Er zeigt mir den Satz, auf den ich vor ein paar Tagen gestoßen bin: Deutsche Staatsangehörige dürfen nicht in den Senegal einreisen. Ich verharre einen Moment und lasse meine Augen über den Bildschirm wandern.

Nun stehe ich da. Mit 30kg Gepäck. Ach, was sage ich. Mehr sogar. Inklusive meinen Rollschuhen, die ich all die Zeit auf Reisen vermisst habe. Und meinem Musikinstrument, dass ins Handgepäck passt. Auch etwas, wonach ich mich beim Reisen sehnte.
Da mich die Nachricht des Herrn am Check-Inn nicht überrascht, lasse ich ihm die Zeit über die “aktuellen Einreisebestimmungen in den Senegal” zu lesen. Mir lasse ich die Zeit das Ass im Ärmel zu zücken, wenn es denn notwendig ist. Er fährt fort, wie er mich begrüßt hat – mit einem Lächeln und einem kleinen Witz auf den Lippen: “Na, das soll mal einer verstehen, was die da schreiben. Natürlich kann niemand ohne gültigen Reisepass einreisen. Mindestens sechs Monate muss das Dokument gültig sein. Das trifft bei Ihnen zu. Wunderbar.” Da ich bei diesem Thema nicht länger bleiben möchte setze ich direkt ein: “Und einen negativen PCR-Test brauche ich auch zur Einreise. Bitteschön”. Auch ich bleibe beim Lächeln und präsentiere ihm die negative Nachricht, die ja heutzutage eine positive ist. Da setzt der Mann zu einer kleinen Anekdote an: “Das ist wirklich erfreulich, das negativ auf Ihrem Testergebnis zu sehen ist. Erst letzte Woche war ein Mann da, der uns ein positives Testergebnis gezeigt hat. Er konnte nicht verstehen, warum wir ihn nicht ins Flugzeug gelassen haben. Sie können sich ja vorstellen, was hier dann los war.” Wir lachen gemeinsam, während er die Flugtickets vorbereitet. Immer wieder schön, wenn Menschen bei ihrem Beruf eine Prise Humor an den Tag legen. Und auch immer wieder schön, wenn die Informationen so ausgelegt werden, dass alles klappt. Mit den Flugtickets geht es zum Gate und dann, leider mit etwas Umweg, in den Senegal.
Ich sitze im Flieger. Puh. Wenn der Mann ganz anders drauf wäre, könnte er mir die Flugreise verwehren. Nochmal Glück gehabt. Denn tatsächlich ist es europäischen Staatsangehörigen (nicht nur Deutschen) verboten in den Senegal zu reisen. Europa verbietet es zurzeit dem Senegal. Senegal reagiert und dreht den Spieß um. Und auf einmal fällt der Groschen, als ich mit diesen Gedanken spiele: Deshalb gibt es keinen Direktflug! Umständlicher Weise geht es nach Dubai, dort wird das Flugzeug gewechselt, das in Conakry zwischen landet, um dann endlich in Richtung Dakar zu fliegen. Eine überaus lange Reise steht bevor. Lange, jedoch nicht langweilig.
Im Flugzeug ist es angenehm. Sitze werden ausgelassen. Paare sitzen beieinander und der dritte Sitz in der Reihe bleibt frei. Nichts mit überfüllten Fliegern, die restlich ausgebucht sind. Laut der Durchsage des Piloten erneuert sich die Luft im ganzen Flugzeug innerhalb drei Minuten. Dieser erste Flug geht über Nacht. Das merkt auch der Körper und ich schlafe ein.

Die Skyline von Dubai könnte ein wirrer Traum sein. Doch tatsächlich, ganz schön verrückt die Wolkenkratzer zu sehen, die in den Morgenhimmel ragen. Und diese Halbinseln, die mit riesen Gebäuden geschmückt sind, dessen Fenster wie Morgensterne funkeln. Elektrische Sterne. Oder wie eine Lichterkette, die wild über die Bauten gelegt wurde.
Vereinigte Arabische Emirate. Dubai. Kaum gelandet, geht es nun mit flottem Schritt zum nächsten Flugzeug. Die Menschen stehen schon Schlange, um ins Flugzeug zu steigen. Am Gate wird nochmal kontrolliert und sogar ausgesiebt. Personen, die in den Senegal möchten, müssen entweder einen senegalesischen Pass haben, oder eine “Einladung” von der senegalesischen Botschaft. Und natürlich ein negativer Test. Den Test habe ich. Jedoch keines der anderen beiden Dokumente, die Voraussetzung sind. Na, schauen wir doch mal, was passiert. Es gibt ja noch das Ass im Ärmel. Ich bin an der Reihe. Doch selbst mit dem Ass (der Arbeitsvertrag meines Herzensmannes) komme ich nicht ins Flugzeug. Es geht zu einem anderen Schalter. Zum Flughafenpersonal, das sich wohl um die “Härtefälle” kümmert.
Fortsetzung folgt.


