Dort zeigt das Ass schon mehr Wirkung. Nach einem Telefonat wird es gestattet, ins Flugzeug einzusteigen. Vielleicht auch nur deshalb, weil sich das Bodenpersonal denkt, besser die Leute zum Ziel zu transportieren, als dass sie in Dubai am Flughafen festhängen.

Gut. Das ging ja nochmal gut. Gut, dann geht`s jetzt in den Senegal. Nicht so gut sind diesmal die Flugbedingungen. Das Flugzeug ist kleiner, als das zuvor. Und voll bis unters Dach. Nichts mit Abstand halten. Auch keine Info des Piloten, dass sich die Luft innerhalb von drei Minuten erneuert hat. Ja, bei diesem Flugzeugmodell ist überhaupt die Frage, ob es eine Klimaanlage besitzt. Oder ob das Fenster kurz zum Lüften geöffnet wird. Durch die Kontrolle am Gate hat sich der Abflug verzögert. Das macht den langen Flug, der nun folgt, schon jetzt noch länger.

Ein Nickerchen wechselt sich ab mit dem Schauen von Filmen. Manchmal geht auch beides Hand in Hand. Doch diese Gemütlichkeit hat spätestens bei der Zwischenlandung in Guinea ein Ende. Die Personen, die hier das Flugzeug verlassen, werden unruhig. Sie beginnen zu drängeln und quetschen sich mit ihren Koffern und Taschen durch den eh schon viel zu engen Gang. Einen Schubser nach dem anderen bekomme ich. Und irgendwelche Allerwertesten steuern direkt auf das Gesicht zu. Tja, das ist der Nachteil an so einem Sitz am Gang.

Auch macht es den Anschein, dass einige Flugpassagiere sich gerne die Beine vertreten möchten und diese Pause nutzen wollen, um aus dem Flugzeug zu steigen. Doch das wird den Flugreisenden, die das Ziel “Senegal” haben nicht gestattet. Da bleibt nur übrig, geduldig zu sein und das strapazierte Sitzfleisch noch mehr zu trainieren. Nachdem all diejenigen das Flugzeug verlassen haben, die in Guinea bleiben, kommt eine Putzkolonne an Bord. Ich dachte bisher die 45 Minuten Mathe-Stunde wären das längste Beispiel für mich, dass Zeit relativ ist. Doch man lernt nie aus. Nach einer gefühlten Endlosigkeit ist das Reinigungspersonal fertig und die neuen Fluggäste nehmen ihre Sitze ein. Natürlich, wie es sich für einen guten Fluggast gehört: drängelnd, quetschend und mit kundtun der eigenen Meinung. Am besten lautstark. Wenn ich so das Treiben beobachte, fällt mir eine weitere Sache auf, für die der Mensch einfach nicht gemacht ist: das Fliegen. Sind es unterbewusst die Stresshormone, die ein paar Menschen zu äußerst fragwürdigen Handlungen treibt? Ist es das Wissen, dass man für einige Stunden keinen Erdboden unter den Füßen hat? Oder das unwohle Gefühl auf engem Raum mit vielen Fremden zu sein? Während ich so vor mich hin philosophiere startet das Flugzeug. Dieser letzte Abschnitt vergeht dann wie im Flug. Also, wenn man nicht gerade von so einer langen Flugreise spricht, wie diese hier ist.

In Dakar gelandet geht es die langen Gänge entlang, Richtung Passkontrolle. Doch davor staut es sich. Das Flughafenpersonal kontrolliert die PCR-Tests aller Ankommenden.

Ich traue mich schon gar nicht mehr auf die Uhr zu schauen. Der Zeitplan des Fluges wurde ja schon in Dubai völlig zerstört. So viel später, als angenommen, ist das Flugzeug im Senegal gelandet. Und jetzt noch Schlange stehen. Doch diese Schlange ist nichts zu der Schlange bei der Passkontrolle. Bei der Kontrolle geht es so gut wie gar nicht voran. Der Körper, müde vom Sitzen, hat am Rumstehen auch nicht viel mehr Freude.

Ich schaue mir die anderen Reisenden an. Frauen mit wunderschönen Kleidern aus afrikanischen Stoffen. Männer mit Schlappen, in die sie nicht richtig reingeschlüpft sind. Kinder, die müde vor sich hinstarren oder aufgedreht mit anderen Kindern Quatsch machen. Viele Personen, die am Handy sind. Sich auf einer afrikanischen Sprache unterhalten. Ich nehme an, die Sprache ist Wolof.

Die Menschen beobachtend. Vielleicht dadurch eine Vorahnung erhaschen auf das, was das Leben im Senegal bedeutet. Vielleicht ist dadurch die Mentalität der Menschen aufzuschnappen. Vielleicht sind aber alle nur geschafft von der Reise und es würde ein Trugbild entstehen.

Endlich an der Reihe bei der Passkontrolle. Mein Herzensmann überreicht unsere beiden Reisepässe. Nun geht die Verhandlung los. Als ob wir auf dem Markt sind und der Preis gefeilscht wird. Das Gespräch verläuft in unserem Sinne. Der Arbeitsvertrag wurde gezückt und somit ist unsere Stärke ausgespielt. Der Einreisestempel im Pass meines Mannes ist schon mal vorhanden. Doch dann wendet sich das Blatt. Der Passkontrolleur beharrt auf die Bescheinigung der Senegalesischen Botschaft. Na toll, bei dem Spiel sind uns jetzt die Karten ausgegangen. Mehr haben wir nicht zum Vorweisen. Ein Grenzpolizist wird gerufen. Dieser nimmt die Pässe und uns in Empfang. Inklusive Vorwarnung, da wir doch von Dubai kommen, wieder dorthin zurück geschickt werden. Ich denke mir nur “was für eine Show”. Entweder bin ich zu müde, um auf die Bedrohung einzugehen, oder ich nehme die Worte der Grenzpolizei nicht ernst, weil sie sich aufgespielt anfühlen.

An seinem Schreibtisch, der mitten im Gang steht um die Einreisenden ein weiteres Mal zu kontrollieren, setzt sich der Polizist hin. Die Reisepässe, die zuvor noch auf seinem Schreibtisch platziert waren, sind mittlerweile in die Hosentasche des Polizisten gewandert. Unsere Angelegenheit ist in den Hintergrund gerückt. Er kümmert sich nun um die Einreisenden, oder ist am Telefonieren. Zwischendurch ab und an ein Hinweis wie: “Zur Einreise wird eine “Einladung” benötigt.”, “Der Arbeitsvertrag ist kein triftiger Grund für eine Einreise”, “Sie müssen zurück nach Dubai”.

Fortsetzung folgt.

 

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Deutsche Fassung Die ReiseLeave a Comment on Auf Ein Neues Teil 2

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