Was für ein zauberhafter Flecken Erde die Bretagne doch ist.
Comic-Helden aus der Kindheit tauchen hier auf. Geschichten und Sagen ranken sich durch die Natur.

Um das Französisch aufzufrischen, wird Asterix und Obelix in der Originalsprache angeschaut. Großstadt-Pocahontas trifft auf die Gallier. Na, wenn das nicht schon ein Comic für sich ist. Wer oder was in so einer Geschichte die Gefahr der Römer verkörpert, kann jeder individuell für sich ausdenken.
Auf Französisch und mit ein paar zusätzlichen Erklärungen bekommen die Figuren in ”Asterix und Obelix“ eine völlig neue Bedeutung. Und auf einmal macht alles so viel mehr Sinn. Auf einmal kommt ein Witz hervor, der durch die Übersetzung ins Deutsche unterging. Und auf einmal finde ich mich in einem Märchenwald wieder.

Huelgoat. Ein fabelhafter Wald. Frisches grün. Der Duft von Moos und feuchter Erde. Verschiedenste Bäume, die sich in den Himmel strecken. Oder auch nicht. Morsche Bäume, die kurz vor dem Fall sind. Und welche, die schon gefallen sind und wieder zu Erde werden. Die gesunden Bäume ranken mit ihren Wurzeln um die Wette. Tief in die Erde hinein. Oder wie ein Geflecht an der Oberfläche. Und sogar auf Felsen. An den unglaublichlichsten Stellen wachsen hier die Bäume. Vogelgezwitscher. Etwas Raschelt im Busch. Und da wieder dieses Plätschern. Ein Bach, der stets seine Form ändert. Mal breit und langsam. Dann ein kleiner Wasserfall. An einer anderen Stelle flink und in – zig fachen Strömungen aufgeteilt. Wanderwege, die, wie der Bach, unterschiedlichste Gestalt annehmen.
Große Felsen liegen wild verstreut herum. Die riesen Steine die teilweise aufeinander getürmt sind, ähneln einem Bauklotz-Kasten, der ausgeschüttet wurde. Oder aber es war ein Architekt am Werk. Entweder hatte er das Vorhaben wütend über den Haufen geworfen, oder alles ist mit der Zeit von selbst verfallen. Wenn in dieser Erzählung der Architekt ein Riese ist, oder gar eine Gruppe Trolle, ist die Szenerie verständlich. So wandern wir also durch den Wald und durch das Reich der Phantasien.
Gerade noch den Druiden von ”Asterix und Obelix“ im Sinn gehabt, der auf Kräutersuche ist. Und Asterix, der in solch einem Wald, wohl das ein oder andere Wildschwein jagte. Und da erscheint die Grotte von Artus. Diese Sage nun mit den Comic-Helden zu vereinbaren ist zu absurd.
Bleiben wir doch lieber bei einem Thema, was die Vernunft begreifen kann: ein Riesenstein, der zum Wackeln gebracht werden kann (französisch: la roche tremblante). Über 100Tonnen schwer. Etwa 7m lang und 3m Durchmesser. Und ein Mensch soll im Stande sein, diesen Stein zu bewegen. Bei all den Märchen, die in diesem Wald vor sich gehen, ist dieses zum Greifen nah. Also versuchen wir es doch mal. Just in diesem Moment kommt eine Wandergruppe vorbei. Der Stein wird zum Spektakel. Aus der fernen Beobachtung macht es Freude, die Menschen zu sehen, die diese Herausforderung annehmen. Und in dem Augenblick schleicht sich die Erzählung von König Artus ins Gedächtnis. Die Sage mit dem Schwert Excalibur. Wer hat wohl die Kraft dazu scheinbar unmögliches möglich zu machen? Das Beobachten aus der Distanz zahlt sich aus: es gibt tatsächlich eine Methode, so dass ein einziger Mensch einen gigantischen Stein bewegt. Zwar minimal, jedoch ist ein Anheben und Absenken sichtbar. Auch der eigene Test gelingt. Zauberhaft!

Und dabei hat das alles doch nur mit Zeichentrickfilm schauen begonnen. Von einem Moment zum anderen, sind die Comics aus meiner Kindheit nun greifbar und wortwörtlich vor Augen. Nachdem ein Hinkelstein (französisch: menhir), der vereinzelt die Landschaft schmückt, bestaunt wurde, war es klar, dass das nächste Ausflugsziel der Huelgoat-Wald ist. Und diese Märchenreise hat sich gelohnt.
Mit nicht allzuviel Phantasie kann das Dorf der Gallier in der bretonischen Region verankert werden. Im ”Asterix und Obelix“ – Comic zeigt die Lupe den Ort auf, an dem ich mich gerade befinde. Die Erfinder dieser Figuren sind hier einfach mit offenen Augen durch die Region gegangen, haben Geschichte, Sagen und Märchen miteinander verwoben und typische Charaktere erschaffen.
Ich verstehe nun die Bedeutung von Asterix* und das Obelix ”Obelisk“ bedeutet. Ach so, deshalb trägt er ständig Hinkelsteine mit sich herum. Und nun kann ich mir auch erklären, warum ein einzelner Hinkelstein in Mitten der Natur steht. Sogar auf einer Anhöhe. Das muss die Arbeit von Obelix gewesen sein, der gemächlich einen Hinkelstein auftragsgemäß dort absetzte.

Was für ein zauberhafter Flecken Erde die Bretagne doch ist.
Ich bin froh darüber, dass ich es genießen darf und mir der Himmel noch nicht auf den Kopf gefallen ist. Hier stehen ja zum Glück die Hinkelsteine senkrecht im Boden. Sollte sich also das Himmelszelt senken, bin ich hier sicher aufgehoben. Danke, Obelix.
*Asterisk wird der kleine Stern im Französischen genannt, der auf eine Anmerkung im Text hinweist.

