„Das einzig Konstante im Leben ist die Veränderung“, so heißt es. Leben bedeutet also Veränderung. Stillstand ist Tod. Wandelnde Zombies auf unserem wunderschönen Planeten soweit das Auge reicht. Inwiefern habe ich mein Zombie Dasein abgestreift, frage ich mich gerade.

So langsam kommt es mir wie ein Witz vor. Mit einem Fuß (na, im Grunde genommen, mit beiden Füßen!) war ich doch schon auf dem Segelboot Richtung Bahamas. Ich bin bereit für die Veränderung, die diese Erfahrung mit sich bringt. Doch offensichtlich fordert das Leben von mir ein inne Halten. Nun gut. Dann soll das so geschehen.
Mittlerweile bin ich den 14.Tag in Tunesien. Im Vergleich zu meinem ersten Besuch hat sich viel verändert. Die Menschen, die ich im Dezember kennengelernt habe, begegnen mir vertrauter. Natürlich ist auch mir nun die Mentalität vertrauter, die Orte und das Miteinander.
Mittlerweile bekomme ich einen Tee serviert. Im Restaurant. Vom Personal. Einfach so. Als nette Geste, da ich noch am Tisch sitze, während alle anderen aufgebrochen sind. Im Vergleich zu meinem ersten Aufenthalt in Tunesien ist das eine riesengroße Veränderung. Wurde mir dort sonst keine Beachtung geschenkt. Nicht einmal, wenn ich mich höflich bedankte. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass nur Männer in diesem Restaurant bedienen.
Mittlerweile ist mir klar, dass es einschränkend sein kann, Vergleiche zu ziehen. Nichts ist so, wie es gestern war. Niemand löffelt tagtäglich die gleiche Suppe. Ausser Zombies. Das Vergleichen ist sinnvoll, wenn die Veränderung dadurch erkannt wird und somit eine Entwicklung. Sei es nun die Eigene, oder die der Gesellschaft. Eine Entwicklung, egal ob positiv oder negativ, findet statt. Eine Entwicklung, auch wenn es nur winzige Schritte sind. Eine Entwicklung, von dem, was verwickelt war.
Ein Gedankenexperiment: Ich schalte auf Autopilot. Zombie-Modus. Wenn es gilt Entscheidungen zu fällen, schlage ich immer den selben Weg ein. Oder noch besser: keine Entscheidung treffen. Die Zügel aus der Hand geben und das Leben entscheiden lassen. Wenn ich mit Menschen in Kontakt bin, reagiere ich nach meinem eingespielten Muster. Wenn mich, zum Beispiel, jemand ärgert, hat er es ja schließlich verdient, wenn ich ihn zurück ärger. Auch sehe ich die Menschen so, wie ich sie in Erinnerung habe. Wie damals. Eine Vertrautheit kommt auf. Eine Gewohntheit. Eine vermeintliche Sicherheit. Es trifft ein, was ich erwartet habe. Gut so. Das Resultat ist immer gleich. Ganz nett. Da ich immer gleich bin. Ganz nett eben. Ich drehe mich im Kreis. Was neues wagen, bedeutet, mich auf eine ungewohnte Entscheidung einlassen und meine Komfortzone verlassen. Ein Ablassen von dem was ich weiß? Nicht mit mir. Ich bleibe bei dem was ich weiß. Weiß ich doch, dass es nett ist. Und wenn sich dann mal etwas verändert hat, dann rüttelt es mich für einen kurzen Moment auf. Ich ärger mich, wenn die Veränderung negativ ist: „Ach, früher war alles besser.“, „Damals war … (hier nun den Namen einfügen von einer Person, die Du nicht mehr magst) doch immer so nett gewesen.“. Es erstaunt mich, wenn sich etwas zum positiven gewandelt hat: „Na, das hätte ich nicht für möglich gehalten.“, „Wie hat … (einen Namen einfügen, von einer Person, von der Du denkst, dass sie einen überraschenden Erfolg hat) das geschafft?“. Veränderung aus dem eigenem Leben verbannen. Und steht sie direkt vor mir, dann kommt die Angst auf. Ich ziehe mich zurück. In meine Welt. Unverändert nett. Bekannt eben. Da schmeckt der Kaffee. Wenn auch nur ganz nett. Dafür immer gleich nett. Das ist doch toll. Ich weiß was mich erwartet und im besten Fall auch wann. Dann führe ich jeden Tag die gleichen Gespräche und wage mich weit aus dem Fenster hinaus, um über die Veränderung des Wetters zu reden. Das ist die einzige Veränderung, die ich zulasse. Das ist aber auch der aufreibendste Punkt in meinem Leben. Deshalb unterhalte ich mich ständig darüber. Mal ist es zu kalt. Mal zu warm. Und im April ist es sowieso am schlimmsten. Natürlich bin ich offen für alles, solang auch alles bleibt wie es ist. Natürlich können Flüchtlinge kommen, wenn sie keine Veränderung bringen. Natürlich mache ich Yoga, wie es im Lehrbuch steht. Soll ja ganz nett sein. Jedoch bloß keine überraschende Veränderung bringen. Natürlich mache ich Urlaub in fremden Ländern. Drei Sterne Hotel. All inclusive. Mit Deutsch sprechendem Personal. Mit Swimming-Pool und dem Meer vor der Nase. Wobei ich den Pool bevorzuge. Und „Was ein Bauer nicht kennt, das isst er nicht“, hat mich bestimmt schon vor vielen schlechten Erfahrungen bewahrt. Damit ich informiert bin, schaue ich selbstverständlich regelmäßig die Nachrichten. Und anschließend rege ich mich darüber auf. Da ist es wieder, das vertraute Gefühl. Diese Aufregung. Nett. Wenn ich mich mal etwas weniger gut fühle, rede ich einfach mit jemanden über die Nachrichten. Zwar geht es mir nicht besser damit. Aber nett ist es doch. Das vertraute Gefühl. Auch bin ich froh über den Weg, den meine Eltern mir bereitet haben. Ich brauche nur geradeaus gehen. Den Fußstapfen meiner Eltern folgen. Rechts und links lauern zu viele Gefahren, die neue Einflüsse bringen. Denn meine Eltern wissen doch was gut für mich ist. Sie kennen mich ja schließlich von klein auf. Eines Tages habe ich mich doch dafür entschieden, das Leben so zu leben, wie ich es lebe. Entweder war ich an diesem Tag ganz besonders schlau, oder ganz besonders dumm. Oder ganz besonders nett zu mir? Mein Autopilot hindert mich daran, dem auf den Grund zu gehen.

Liebe Reisenden, ha! Erwischt! Auch Du bist auf Reisen. Sei es nun durch dieses Gedankenexperiment, diesen Blog, durch Deinen Alltag, Deine eigene Gedankenwelt oder tatsächlich durch die Welt. Du reist. Du bist offen für Veränderung. Veränderung, ohne Bewertung. Veränderung als das Sinnbild des Lebens. Veränderung braucht ihre Zeit. Nur sagt Dir niemand was in diesem Kontext Zeit bedeutet. Es kann innerhalb von Sekunden ‘Klick’ machen und ein Mensch hat sich verändert. Wie aus dem nichts. Very wonderfule! Oder die Entwicklung schreitet nur langsam voran. Wie es oft in der Gesellschaft zu erkennen ist. Da sollten wir uns einfach mal in Geduld üben. Wichtig dabei ist, daß es voran geht. Ob kleine oder große Schritte. Das ist egal. So auch die Veränderung in uns. Mit uns. Im besten Fall: Selbstbestimmt. Frei. Freudig. Go with your flow. Ich spüre die Veränderung, die die Reise mit sich bringt. Veränderung. Auch, wenn sie noch so winzig ist. Mittlerweile bekomme ich einen Tee serviert. Hey Leute, wenn ihr wüsstet, was sich da getan hat. Ein Tee! Dabei halte ich inne. Erkenne, welche Entwicklung stattfand, ernte die reifen Früchte und gehe weiter in meinem ‘flow’.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
– Mahatma Gandhi


